Hans Kudlich: Als jüngstes Mitglied des österreichischen
Reichstages stellte er am 24. Juli 1848 den folgenschweren
Antrag über die Aufhebung des bäuerlichen
Untertänigkeitsverhältnisses samt allen daraus entsprungenen
Rechten und Pflichten wie Robot und Zehnt, ein Antrag, der in
leicht abgewandelter Form am 31. August bzw. 1. September
beschlossen und am 7. September 1848 als
Grundentlastungspatent in Kraft trat.
HR Pühringer schreibt 1975 in der Festschrift „5 Jahre Höhere landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt in OÖ“ im Aufsatz „Die Gründung der Höheren landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt in Oberösterreich“: „Das Jahr 1848, das auf Antrag des jungen bäuerlichen Abgeordneten Hans Kudlich die Bauernbefreiung brachte, leitete einen neue Entwicklung in der ö. Landwirtschaft ein. Friedrich Wilhelm Raiffeisen begann um dieselbe Zeit im Rheinland die Bauernschaft genossenschaftlich zu organisieren. Technische Erfindungen und neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse weckten auch in der Landwirtschaft das Bedürfnis nach mehr Bildung, um mit der allgemeinen Entwicklung Schritt zu halten und so die bäuerliche Existenz zu sichern.“
Vor nunmehr 150 Jahren, am 16. Okt. 1869, wurde das Francisco-Josephinum eröffnet.
Zu Beginn befand sich der Standort in Mödling und ab dem Jahr 1934 im Schloss Weinzierl.
Im Jahr 1875 wurde der Ritzlhof als oberösterreichische Landes-Ackerbauschule als Fachschule (4 Semester) gegründet.
Expositur Ritzlhof
Auf hartneckiges Betreiben des Ritzelhofer Absolventenverbandes stellte der damalige Landwirtschaftsminister ÖR Josef Kraus im Jahr 1950 dem Bundesland Oberösterreich eine landwirtschaftliche Mittelschule in Aussicht.
Kurz nach der Eröffnung der Schule in Elmberg 1960 wurde mit dem Schuljahr 1961/62 am Ritzlhof der erste Mittelschuljahrgang, geführt als Expositur des Francisco Josephinums, aufgenommen. Bis 1969 wurden die 1. und 2. Jahrgänge am Ritzlhof, die 3.-5. Jahrgänge in Wieselburg geführt. Ab Herbst 1969 wurde bis zur Übersiedlung nach St. Florian kurzfristig auch ein 3. Jahrgang am Ritzlhof etabliert.
Eigentlich sollte die HLBLA auf den Gründen des Landesgutes Ritzlhof errichtet werden. Vor allem die Lage neben der damals im Wortsinn zum Himmel stinkenden Papierfabrik Nettingsdorf, sprach gegen den Standort.
Man kam auf den Standort St. Florian: „.. die vielen praktischen Möglichkeiten zur Ergänzung des theoretischen Wissens, unter anderem die OÖ WV, die Landtechnische Schule und die Saatbaugenossenschaft in Wegscheid; die landw.chem. Bundesversuchsanstalt, die Stickstoffwerke, die Brauerei und der Milchhof in Linz sowie die kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen der Landeshauptstadt; die Zuckerfabrik und die Obstverwertung in Enns; die Gemüseverwertung in Eferding; die Versteigerungshalle und die Besamungsstation in Wels; mehrere Landmaschinenfabriken und Veredlungsbetriebe im Welser Raum; das Traktorenwerk in Steyr bzw. der Zweigbetrieb in St. Valentin; die Mastleistungsprüfanstalt auf dem Ritzlhof sowie das Landesgut Ritzlhof selbst u.a.m.“
Baustelle HLBLA St. Florian
Nach schwierigen Verhandlungen fand am 27. Juli 1965 in Elmberg die erste Baubesprechung statt. Danach gab es weitere Verhandlungen, z.B. hinsichtlich der Aufstockung der geplanten 100 Internatsplätze auf 186.
Am 17. Juli 1967 startete der Baubeginn der HLBLA St. Florian. Die Baukosten betrugen 45 Millionen Schilling.
Am 30. Jänner 1970 wurde die HLBLA St. Florian feierlich vom damaligen Direktor HR DI Josef Pühringer und vom Bundesminister Dr. Karl Schleinzer eröffnet.
Am 17. Jänner 1970 übersiedelten 3 Jahrgänge vom Ritzlhof nach St. Florian und am 30. Jänner 1970 erfolgte die feierliche Eröffnung. Gelöbnisformel des Schülervertreters Georg Neuhauser: „Angesichts einer so weithin wirkenden Anstalt ist man als Schüler gerne angespornt zu Vorsatz und Leistung, aber auch zu aufrichtigem Dank. Im Namen der Studierenden danke ich allen jenen Stellen und Persönlichkeiten, die den Plan zum Bau dieser Schule erwogen und ihn schließlich auch verwirklicht haben. Der Landjugend stehen nicht so viele berufsnahe Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung, wie man üblicherweise glaubt, und daher empfinden wir ehrliche Freude darüber, uns an einer so modern wie gediegen ausgestatteten Schule das für unsere künftige Tätigkeit nötige Wissen aneignen zu dürfen. Wir versprechen gerne, mit ernstem und ausdauerndem Fleiß die an uns gestellten Anforderungen zu erfüllen und an unserer Formung und Prägung zu verantwortungsvollen Menschen zu arbeiten. In solcher Meinung hoffen wir, die neue Anstalt würdig zu vertreten, ihren Ruf zu begründen und vor allem nach unserer Ausbildung der bäuerlichen Bevölkerung jenes Bildungsgut vermitteln zu helfen, dessen sie im Streben um ihren Bestand so notwendig bedarf. In dieser Gesinnung stellen wir uns in den Dienst unseres Vaterlandes Österreich!“
Erste Reife- und Diplomprüfung
• Vorsitzender MR Dr. Karl Fink
• JV Prof. DI Mathias Leisser
Vom 29.5. bis 3.6.1972 fand die erste schriftliche, und am 15. und 16.6.1972 die erste mündliche Reifeprüfung an der HLBLA St. Florian statt: 30 Kandidaten, 2 davon mit ausgezeichnetem Erfolg!
Themen:
Deutsch:
- „Viel wirst du geben, wenn Du nichts gibst als Dein Beispiel.“ Erläutern Sie dieses Senecawort durch Erfahrungen aus Ihrem Lebenskreis, an Gestalten der Dichtung oder der Geschichte!
- „Raimund, Grillparzer und Hoffmansthal.“ Ist es möglich, an Hand von Werken dieser drei Dichter die Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu beweisen?
- Ist es richtig, dass der Umweltschutz für die ländliche Bevölkerung nicht eine Belastung, sondern viel mehr eine Existenzfrage bedeutet?
Pflanzenbau:
- Die Kultur des Weizens unter besonderer Berücksichtigung seiner Backqualität
Tierzucht und Fütterungslehre:
- Die Bedeutung der Kohlenhydrate in der Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere.
Betriebswirtschaftslehre und Buchführung:
- Rentabilitätsfragen im Zusammenhang mit dem Anbau und der Verwertung des Körnermaises im landwirtschaftlichen Betrieb.
Seither haben 2.132 Schülerinnen und Schüler die Reife- und Diplomprüfung der HLBLA St. Florian erfolgreich abgelegt.
Zur Frage des landwirtschaftlichen Schulbetriebes gab es die bewusste Entscheidung, keinen eigenen Betrieb einzurichten.
In Zusammenarbeit mit der OÖ Landwirtschaftskammer wurden 18 private Betriebe in der Umgebung als Lehrbetriebe ausgewählt. Damit hatte man die Möglichkeit, Betriebe verschiedener Größe und Produktionsrichtung in das Ausbildungsprogramm
aufzunehmen. Die Betriebsleiter unterstützten zudem die Lehrer in praktischer Hinsicht.
Das Bild zeigt die Versuchsflächen der ARGE landwirtschaftlichen Versuchswesen OÖ (Landwirtschaftlich-chemischen Bundesversuchsanstalt, später BA für Agrarbiologie in Linz; Chemie Linz AG; LK OÖ), die schon zu den Anfängen der Schule die Hinführung der Schüler zu Forschung und Innovation ermöglichen sollte.
In der folgenden Zeit folgten neue Schulgesetze und auch eine neue Schuldemokratie.
Seit dem Jahr 1975/76 werden in St. Florian auch jeweils 2 neue Jahrgänge aufgenommen (Ausnahme in den Jahren 1976/77 und 1979/80 mit nur einem Jahrgang).
Dir. HR DI Willibald Zechner (1978-1982)
HR Zechner hatte große Ausbaupläne.
Ab dem Schuljahr 1980/81 wurden fortlaufend 2 Jahrgänge aufgenommen. Dies führte zu einem raschen Anwachsen der Schülerzahlen und forderte aus diesem Grund einen weiteren Ausbau, da die Schule bereits aus allen Nähten platzte.
Ab dem Schuljahr 1981/82 gab es in St. Florian auch Schülerinnen.
Weiters machten die ersten Absolventen Karriere und besetzten zusehends wichtige Schaltstellen im Agrarsektor.
Das Jahr 1982 stand hierbei ganz im Zeichen des Sozialen Engagements - man arbeitete fortan mit dem Diakoniewerk Gallneukirchen zusammen. Dies führte 2007 zur Auszeichnung mit dem Solidaritätspreis der Kirchenzeitung der Diözese Linz.
Auch das ökologische Bewusstsein und das Umweltengagement wurden fortan großgeschrieben. So erhielt die Schule 1991 den Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich für den Selbstbau von Solaranlagen.
Mit den 80er-Jahren folgte auch ein Aufbruch ins neue Zeitalter der Digitalität und des Internets.
• BM Mag. Wilhelm Molterer, MJ 1974, überreicht bei der 25-Jahrfeier eine Florian-Statue
• Schuleröffnung 2000: HR Mag. Maximilian Liedlbauer (1983-2003)
Die Florianer sind an der Spitze angekommen: Unser wichtigster Testimonial: Wilhelm Molterer von 1994-2003 Landwirtschaftsminister, und 2007-2008 Vizekanzler und Finanzminister, heute Geschäftsführender Direktor des
Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI)
Die Schule blickt über ihren Tellerrand und ist …
- Vorreiter in Sachen Organisationsentwicklung
- erste Schule mit eigenem Leitbild
- Qualitätsmanagement- Vorreiter
- NAWARO-Vorreiter
- Biolandbau-Vorreiter
- SJ 1998/99: Schulversuch „Diplomarbeit“ --> F&E
- Endlich Klassenzimmer für 10 Jahrgänge!
- Projektmanagement
- Zusammenlegung von Lehr- und Forschungsanstalten: die verbliebenen OÖ
- Bundesanstalten in Wels und Lambach fallen an Raumberg-Gumpenstein
- kein Aufbaulehrgang für St. Florian!
Im Jahr 2009 ist der Aus- und Umbau des Schulkomplexes abgeschlossen.
Mit einem weiteren Ausbau der Schule ist nicht zu rechnen. Auch die Agrarpolitik des Landes hat erkannt, dass Bildung der beste Garant für die Zukunftsfähigkeit der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ist.
Dennoch wurde beschlossen, dass es in St. Florian keinen Ausbau zum Fachhochschulstandort gibt, was zu einer Zweiklassengesellschaft der Höheren Schulen geführt hat.
Unsere Zukunft ist die Zukunft der Landwirtschaft!
- DIGITALISIERUNG
- KLIMAWANDEL
- BODENVERBRAUCH
- ERNÄHRUNGSSICHERHEIT
- UNTERNEHMERTUM
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