Die Sonderausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ zeigt großformatige Portraits von Kindern und Jugendlichen, die zu Opfern des nationalsozialistischen Terrors wurden. Der Künstler Manfred Bockelmann will mit seinen Kohlezeichnungen „Zeichen gegen das Vergessen“ setzen, den Opfern wieder einen Teil ihrer Würde geben, den anonymen Opfern ein Gesicht.
Gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern fand in diesem Zusammenhang ein kultureller und zeitgeschichtlicher Austausch mit dem Künstler Bockelmann statt. Am Freitag, den 24.09.2021, trafen sich acht Florianerinnen und Florianer im Haus der Erinnerung in St. Georgen an der Gusen. Das Haus der Erinnerung befindet sich direkt neben der KZ-Gedenkstätte „Bergkristall“ und ist einerseits Sitz der Bewusstseinsregion Mauthausen – Gusen – St. Georgen, andererseits bietet es Platz als Veranstaltungszentrum für eigene Veranstaltungen und für Organisationen, Bildungseinrichtungen und Vereine, die sich mit Menschenrechten, ihrer Geschichte und Zukunft beschäftigen.
Im folgenden Bericht lassen uns die Schülerinnen und Schüler der HLBLA St. Florian an diesem besonderen Vormittag teilhaben:
Am Freitag, den 24.09.21, fuhren 8 Schülerinnen und Schüler aus der 5A der HLBLA St. Florian nach St. Georgen an der Gusen ins Haus der Erinnerung, welches einen Teil der Gedenkstätte „Gusen“ darstellt. Dort trafen wir Herrn Bockelmann, einen Künstler, der sich unter anderem mit den Opfern von Konzentrationslagern auseinandersetzt und viele sehr junge Opfer wieder in Erinnerung ruft.
In St. Georgen/Gusen wurde uns zunächst die Geschichte des Hauses der Erinnerung erzählt. So erfuhren wir beispielsweise, dass sie nur durch Zufall zur Ehre kamen, die Bilder von Herrn Bockelmann hier in St. Georgen auszustellen. Anschließend führten wir mit Herrn Bockelmann interessante Gespräche über seine Bilder. Er erklärte uns, dass er selbst während des Zweiten Weltkrieges geboren wurde und deshalb das Gefühl hat, die gezeichneten Opfer, also die von ihm künstlerisch festgehaltenen Kinder und Jugendlichen, könnten seine Freundinnen und Freunde sein, wenn sie nicht getötet worden wären. Deshalb entschloss er sich, als Künstler viele Roma und Sinti sowie jüdische Kinder zu malen. Anlässlich seines 70. Geburtstages gab es eine große Ausstellung, er plante dort nur solche Bilder auszustellen und begann mit der Recherche und der Suche nach Archivbildern. Er sagte, es sei ein bewegendes Erlebnis gewesen, wie alle Gäste aufgrund der Bilder von Kindern verstummten. Weiters stellte er seine Bilder in New York aus, wo er mehrere sehr gerührte Familien der Opfer kennenlernte.
Nach diesem Gespräch halfen wir ihm, seine Bilder wieder einzupacken, er erklärte uns, dass er solche Ausstellungen nur macht, wenn ihm Schülerinnen und Schüler helfen, damit er ihnen wichtige Dinge vermitteln kann. Die Bilder kommen nun in eine Ausstellung nach Wien.
Für uns war dies ein wertvoller Vormittag, der zum Nachdenken anregt. Wir haben die Zeit sehr genossen und hoffen, dass nach uns andere Schülerinnen und Schüler ebenfalls die Möglichkeit haben, das Haus der Erinnerung sowie die Ausstellung von Herrn Bockelmann zu besuchen.“
Die portraitierten Kinder und Jugendlichen sind zwischen zwei und sechzehn Jahre alt und wurden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Euthanasieanstalten zu Opfern des Nazi-Terrors, wo sie zwischen 1941 und 1945 ermordet wurden, weil sie Juden, Slawen oder „Zigeuner“ waren, weil ihre Eltern Gegner des Regimes waren oder weil sie an körperlichen oder geistigen Gebrechen litten.
„Ich möchte diese Kinder zurückholen aus der Dunkelheit und ich werde meine Portraits weiter zeichnen, solange ich kann.“, berichtet uns der Künstler Manfred Bockelmann zu seiner Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“.
Wir bedanken uns beim Künstler Manfred Bockelmann sowie bei den Schülerinnen und Schülern für diesen außergewöhnlichen, interessanten, erinnernswerten sowie wichtigen kulturell-zeitgeschichtlichen Vormittag.