An unserer Schule in St. Florian ist es Tradition, dass es sogenannte „Abschlusslehrfahrten“ für die 4. Jahrgänge gibt, welche gewöhnlich fünf Tage dauern. Die Corona-Pandemie führte jedoch dazu, dass dieser „Abschluss“ nicht in gewohnter Weise stattfinden konnte. So konnten keine mehrtägigen Lehrausgänge (inkl. Nächtigungen) durchgeführt werden. Dennoch wurde die Chance genutzt, den Schülerinnen und Schülern aus den 4. Jahrgängen in Form von Tagesexkursionen eine Alternative zur „Abschlusslehrfahrt“ zu ermöglichen. Das übergeordnete Motto hierbei lautete „Lernen von und mit der Natur“. Die Programmpunkte wurden für beide 4. Jahrgänge geplant, organisiert und zusammengestellt, jedoch an unterschiedlichen Tagen abgehalten. Ein vielfältiges und interessantes Programm erwartete die Schülerinnen und Schüler.
Die Schülerinnen und Schüler besuchten gemeinsam mit ihren Begleitlehrkräften an den ersten beiden Tagen die Region Wachau, wo zunächst das Benediktinerstift Göttweig bestaunt werden konnte. Unübersehbar thront dieses in 422 m Seehöhe am östlichen Rand des weltberühmten Donautales der Wachau. Seit dem Jahr 2000 Weltkulturerbe ist es heute nicht nur Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt, sondern auch ein spirituelles Zentrum im Herzen Niederösterreichs. Im Rahmen einer gemeinsamen Führung im Kaisertrakt wurden der Stiftshof, die berühmte Kaiserstiege – Österreichs größtes Barocktreppenhaus – und der Festsaal bestaunt. Anschließend besuchte man die nahegelegene Stadt Dürnstein, welche zum Wandern und Schlendern oder auch zum Mittagessen einlud. Um diesen Tag genussvoll ausklingen zu lassen, begaben sich die Florianerinnen und Florianer zur Domäne Wachau, wo zunächst eine geführte Besichtigung auf dem Weingut inklusive Weinkeller und ein Abstecher in den Weingarten auf dem Programm standen, welches mit einer gemeinsamen Weinverkostung im wahrsten Sinne des Wortes „abgerundet“ wurde.
Die Stadt Salzburg war ebenfalls Ziel in den ersten beiden Tagen der Abschlusslehrfahrt. Angekommen in der Stadt an der Salzach, galt es zunächst, die „Mozartstadt“ in Form einer Rätselrallye der besonderen Art zu erkunden. Nach einer Mittagsstärkung wurde zudem der nahegelegene Hangar-7 besucht, mit der Möglichkeit, eine Sammlung von historischen Flugzeugen der Flying Bulls sowie Formel-1-Rennwagen zu bestaunen. Abschließend nutzte man das schöne Wetter und sprang im Mondsee bzw. Fuschlsee ins kühle Nass.
Die beiden folgenden Tage wurden einerseits für interessante Betriebsbesichtigungen genutzt, andererseits bildeten Aspekte der Almwirtschaft zentrale Programmpunkte. Die Betriebsbesichtigungen starteten mit der Whiskeydestillerie Affenzeller in Alberndorf in der Riedmark (Oberösterreich). Peter Affenzeller, Leiter der österreichischen Spirituosenbrennerei, führte durch seinen Betrieb und ließ das Herz von Whiskey-Liebhaberinnen und -Liebhabern höherschlagen. Gleichzeitig wurde den zukünftigen Florianer Absolventinnen und Absolventen gezeigt, was mit Fleiß und Ehrgeiz möglich ist und welche interessanten und abwechslungsreichen Aspekte und Vermarkungsmöglichkeiten unsere Landwirtschaft noch zu bieten hat. Danach folgte ein Besuch der Freistädter Brauerei, wo man Wissenswertes über Rohstoffe, den Brauprozess, die Geschichte der Braucommune und wichtige Informationen zum bekannten Freistädter Bier erfuhr. Die historischen Gemäuer mit dem letzten offenen Malzboden Österreichs beeindruckten die Jugendlichen, denen ein Sinnerlebnis der besonderen Art – Sehen, Riechen, Schmecken und Hören – geboten wurde. Als dritter und letzter Punkt stand der Besuch der Bergkräutergenossenschaft in Hirschbach auf dem Programm. Hier bietet die Mühlviertler Granitlandschaft optimale Voraussetzungen für ein langsames Wachstum der Kräuter sowie die dadurch verbundene höchste Qualität. Die Kräuter werden zu Tees, Gewürzen, Bäder, Ölen, Kissen uvm. verarbeitet.
Dem Motto „Lernen mit und von der Natur“ wurde vor allem der Tag auf der Puglalm gerecht, wo die Schülerinnen und Schüler selbständig Hand anlegten und zentrale Aspekte der Almwirtschaft kennenlernten. Die Puglalm befindet sich am Hengstpass auf einer Seehöhe von 900 m. Der praktische Tag bot den Lernenden die Möglichkeit, sich beispielsweise im Sensen zu üben oder Einblicke in wichtige Bereiche rund um die Almwirtschaft (z.B. Weidemanagement, Futterpflanzen, Weidepflege, Weideprobleme, Tierhaltung, Almausschank, …) zu bekommen.
Am letzten Tag der Abschlusslehrfahrt wurde die Chance genutzt, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welche Wege sich beispielsweise nach der fünfjährigen Ausbildung mit dem Abschluss der Reife- und Diplomprüfung ermöglichen können. So wurden zwei Absolventenbetriebe besucht – der Biohof Steinmayr und der Betrieb der Familie Rabeder (Farmgoodies). Hauptbetriebszweig der Familie Steinmayr ist das Schlachten und schließlich die Weiterverarbeitung ihrer eigenen Rinder, Schweine sowie Puten aus biologischer Haltung. Der Betriebsführer Johannes Steinmayr bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Anneliese Steinmayr die „Jausenstation Hansberg“, welche saisonal geöffnet ist und wo neben klassischen Speisen auch sehr beliebte Burger mit dem Fleisch der Bio-Rinder angeboten werden (Website). Der zweite Betrieb – Familie Rabeder (Farmgoodies) – beschäftigt sich seit 2014 mit der Produktion von verschiedenen kaltgepressten Ölen. Neben Rapsöl, Leinöl und Hanföl werden auch Sonnenblumenöl, Mohnöl, Kürbiskernöl und Leindotteröl angeboten. Die gesamte Rohware für die Produktion der Öle stammt von Bäuerinnen und Bauern, die über Vertragsanbau die Kulturen für Farmgoodies produzieren (Website).
Die beiden Betriebe sind ebenfalls Bestandteil des „Florianer Marktplatzes“. Viele der Absolventinnen und Absolventen der Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt St. Florian, die einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, haben sich mit der Direktvermarktung ein zusätzliches Standbein geschaffen und bieten eine Vielfalt von Produkten und Innovationen an. Der Absolventenverband der HLBLA St. Florian und die Schule unterstützen diese Bemühungen. Von Seiten des Absolventenverbandes wurde hierfür die Plattform „Marktplatz der Florianerinnen und Florianer“ ins Leben gerufen. Mitmachen können alle aktiven Mitglieder des Verbandes, wobei die Teilnahme selbstverständlich kostenlos ist. Für jeden Betrieb wird auf der Homepage des Absolventenverbandes ein Betriebsblatt mit den wichtigsten Informationen online gestellt. Ziel des Marktplatzes ist es, die Regionalität zu fördern und ein positives Image für die Landwirtschaft zu schaffen.
Hier geht es direkt zur Website des „Florianer Marktplatzes“.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass den Schülerinnen und Schülern der 4. Jahrgänge ein durchaus interessantes, abwechslungsreiches und anschauliches Programm geboten werden konnte, wo mit Sicherheit für alle Geschmäcker etwas dabei gewesen ist. Die HLBLA St. Florian freut sich, dass den Lernenden somit ein gemeinsamer „Abschluss“ ermöglicht werden konnte und wünscht allen Schülerinnen und Schülern sowie dem gesamten Team aus der Schulgemeinschaft schöne und erholsame Sommerferien.