Trotz Coronakrise war es mir schlussendlich doch möglich, mein Praktikum in Finnland anzutreten. Mein 12-wöchiges Praktikum absolviere ich umgeben von vielen Wäldern, Seen, Feldern, Wiesen und nicht zu vergessen zahlreichen Kühen. Mein Betrieb befindet sich in der Region Kiuruvesi, welche den zweitgrößten Rindfleisch- und Milchanteil in ganz Finnland produziert.
Auf meinem Milchviehbetrieb bin ich hauptsächlich für die Milchlieferantinnen zuständig. Meine Aufgaben bestehen darin, mich um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kühe zu kümmern. Liegebereiche von Schmutz und Fäkalien zu befreien und sie mit neuen frischen Sägespänen einzustreuen sind genauso meine Aufgaben, wie die 150 Kuh-Damen mit Silage zu füttern. Die Rasselbande der neugeborenen und jüngsten Kälber, welche mit Milch gefüttert werden, darf ich ebenfalls betreuen, was ich mit viel Liebe mache.
Anhand der erhobenen Daten der Milkroboter wird die Gesundheit bzw. der Zustand der ganzen Herde aufgezeigt und ermittelt. Mit diesen Werten oder Parametern hat man den ganzen Stall im Überblick und weiß unter anderem ganz genau, wann eine Kuh brünstig und der beste Zeitpunkt zum Besamen ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt werden Fahrsilos gebaut, und zwar in einer Dimension, wie ich sie noch nie gesehen habe. 2x8 und 2x12 Meter sind die Prachtstücke breit. Alle haben eine Höhe von 3 Metern und eine unglaubliche Länge von 50 Metern. Bei dem Bau sind 6 externe Arbeiter beteiligt, zusätzlich helfen der Betriebsführer, sein Sohn und ich mit, wo unsere Hilfe gerade benötigt wird.
Das Thema „Traktor-Reparatur“ habe ich gemeinsam mit dem Sohn der Familie bereits abgeschlossen und das gute Stück läuft schon wieder wie am Schnürchen.
Die Aufgaben und Tätigkeiten auf dem Betrieb zwischen den Stallzeiten von 6:30-10:00 und 15:00-18:00 Uhr variieren täglich und sind oft komplett unterschiedlich. Es kommt immer darauf an, was ansteht und gemacht werden muss.
Das nächste Projekt ist die 2. Silage für dieses Jahr. Dabei werden drei bis vier Traktorfahrerinnen und Traktorfahrer benötigt, um 170 Hektar Wiese so schnell wie möglich in Siloballen zu verpacken. Das wird auf alle Fälle eine spannende und auch stressige Zeit.
Zu meiner Gasfamilie kann ich nur sagen, dass ich mir keine bessere, nettere oder freundlichere hätte vorstellen können. Ich werde nicht nur als „Praktikantin“ gesehen, sondern wie ein Teil der Familie. Ich werde in die Kultur und das Brauchtum von meiner Familie eingeführt und damit vertraut gemacht, ebenso werden mir die Schätze der Natur oder Sehenswürdigkeiten gezeigt und hier gibt es viele. Ein Highlight wird mit Sicherheit die Hochzeit einer der vier Töchter sein, zu der ich eingeladen worden bin. Auf die Unterschiede zwischen einer österreichischen und finnischen Hochzeit bin ich schon sehr gespannt und ich freue mich auf dieses Ereignis.
Ich fühle mich sehr wohl bei meiner Familie, die mir die Möglichkeit bietet, in meiner Praktikumszeit nicht nur arbeiten und zahlreiche Erfahrungen sammeln zu dürfen, sondern zusätzlich wird mir die Möglichkeit geboten, das Land der 1000 Seen und Menschen, die darin leben, kennenlernen zu dürfen.
Ich freue mich auf meine noch verbleibende Zeit im hohen Norden und die bevorstehenden Aufgaben und Abenteuer, die ich noch erleben darf.